Der Roman mit dem Arbeitstitel "Herr der Bälle" erzählt die Geschichte eines katholischen Pfarrers aus Norddeutschland, der in die bedeutende Fußballhauptstadt im Ruhrgebiet versetzt wird. Dort weiß er seine "Schäfchen" durch mitreißende Predigten, die immer auch den Bezug zum Fußball aufzeigen, zahlreich in die früher verwaisten Gottesdienste zu locken. Stadion und Kirche werden Kult. In dieser Stadt, in der sich alles, wie nirgendwo sonst in Deutschland, um Fußball dreht, sind unterschiedlichste Menschen durch ein unsichtbares Band verknüpft. Es ist nicht nur die Liebe zum Ballspiel, es ist ein verwobenes Netz des Schicksals, welches sie endlich zusammenführt und ein großes Ziel gemeinsam feiern lässt. - Ein Fußballroman, der  aufzeigt, wie dicht Religion und Fußball beim Konsumenten beieinander liegen.

Kapitel 28 (nicht redigiert)

Die Sandmanns wohnten in der Königsbergerstrasse 60, über dem Pom Pom Grill. Simonsen fand nur ein paar Strassen weiter einen Parkplatz und musste ein Stück zu Fuss gehen. Keine sehr einladende Gegend, aber eben mit dem typischen Gelsenkirchener Charme.

 

Als Simonsen das dritte Stockwerk erklommen hatte stand er vor einer dunklen Altbauwohnungstür mit Oberfenstern, die mit gehäkelten Gardinen verhängt waren. Die Glasscheiben der Türen waren von innen mit einer milchig weissen Ornamentfolie beklebt. Links auf dem grün bemalten Strukturputz fand Simonsen ein altes, ovales Emailleschild mit dem Namen Sandmann. In der Mitte der Tür eine Art Flügelschraube, die Türklingel. Simonsen drehte am Metallflügel und ein blechernes Schellen war zu hören. Es dauerte einen Moment, dann vernahm er ein Schlurfen im Flur, bis er einen Schlüssel hörte der im Türschloss gedreht wurde. Die Tür öffnete sich nach Aussen und das freundliche Gesicht von Frau Sandmann kam zum Vorschein.

 

Ach, Herr Pfarrer, das ist aber nett, dass sie so schnell kommen konnten“, begrüßte sie ihn, „ Kommen sie rein“.

 

Simonsen trat ein und spürte sogleich diese Feierlichkeit, von der Monika Berhusen erzählt hatte. Im Flur brannte vor einem großen Spiegel eine weisse Kerze in einem Porzellanleuchter , der aussah wie ein Eierbecher auf einer Untertasse. In der Luft lag ein Duft von abgebranntem Tannengrün und Weihrauch. Es war still in der Wohnung. Der Tod ist schon anwesend in den Räumen und hält sich bereit, dachte Simonsen. Er kannte dessen Nähe und hatte schon vielen Menschen die Krankensalbung gegeben und wusste um diese seltsame Stimmung, die sich um den Todgeweihten verbreitete. Die Menschen starben jedoch mittlerweile meist in den Krankenhäusern oder Hospizen, selten zu Hause. Das Frau Sandmann sich ihren Mann noch nach Hause geholt hatte, war eher die Ausnahme. Sie selbst war auch eine alte Frau und eigentlich nicht in der Lage einen schwerkranken Mann zu pflegen. Doch hier erschien es gnadenvoll zu verlaufen. Die beiden alten Leute betreuten einander aufopferungsvoll.

 

Frau Sandmann führte den Pfarrer ins Schlafzimmer. Dort brannten auf Fensterbank und Frisierkommode noch viele weitere Kerzen, die von den Spiegeln der Schranktüren und der Kommode noch um Einige vervielfacht wurden. Die Flammen leuchteten ruhig ohne zu flackern. Herr Sandmann lag auf dem Rücken, die Hände über der Bettdecke gefaltet und hatte die Augen geschlossen. Sein Kopf war durch ein großes weisses Kissen leicht aufgerichtet. Seine Gesichtszüge hatten schon diese wächserne Spannung der Haut, wie sie Stunden, mitunter Tage vorm Tod ensteht. Sein Kinn war spitz, die Wangen eingefallen. Seine Hände waren knochig und mit hervorstehenden Adern gezeichnet.

 

Simonsen näherte sich vorsichtig und still. Frau Sandmann bedeudete ihm mit einer einladnenden Geste auf dem einzigen Stuhl neben dem Bett Platz zu nehmen. Auf den Nachttisch war auf einem weissen Häkeldeckchen, auf einer verzierten Silberschale, eine Versehgarnitur mit Kreuzen und verschieden Schälchen aufgebaut, die in alten Familien weiter und weiter gegeben wurden und oft erlesene Gegenstände aufwiesen. Das Standkreuz, was dort stand, war so ein Stück. Auf einem aus edelem Holz gedrechselten Sockel, erhob sich ein Kreuz mit einem fein gearbeiteten Jesus aus Silber. Die Kerze auf dem Nachttisch warf den verzerrten Schatten des gekreuzigten Jesus an die Wand dahinter. Die leichte Bewegung der Flamme machte daraus ein kleines animiertes Kunstwerk.

 

Sanft legte Simonsen eine Hand auf die von Herrn Sandmann. Herr Sandmann öffnete die Augen und blickte ruhig und suchend umher, als käme er von weit weg zurück in den Raum. Als er Pfarrer Simonsen sah, ging ein Lächeln über sein Gesicht.

 

Pfarrer Simonsen“, Herr Sandmann musste sich räuspern, dann wurde seine Stimme kräftiger, „ ich habe sie gar nicht kommen hören. Sitzen sie schon lange hier?“

 

Nein, ein paar Minuten vielleicht.“

 

Ich freue mich sehr, dass sie gekommen sind“, sprach der Alte.

 

Er hatte sein Gebiss nicht im Mund, der dadurch zu einer kleinen eingefallenen Höhle geworden war. Seine Zunge kam hervor und benetzte die Lippen. „ Trude meint, ich mach nicht mehr lange“, Herr Sandmann lachte trocken und es hörte sich fast wie ein flaches Husten an, „ aber ich sach es ihnen ehrlich, ich bin nun auch froh wenn es vorbei geht.“ Wieder leckte er sich über die Lippen.

 

Simonsen nahm ein Glas Wasser von der Kommode und half Herrn Sandmann eine Schluck zu trinken, in dem er dessen Kopf mit einer Hand etwas anhob und mit der anderen ihm vorsichtig die Flüssigkeit zwischen die Lippen goß. Herr Sandmann schluckte zaghaft bis sein Kopf wieder in das Kissen sank.

 

Danke, Herr Pfarrer.“

 

Darf ich ihnen jetzt die Krankensalbung geben“, fragte Sinonsen .

Ach Herr Pfarrer, lassen sie uns noch ein wenig vorher plaudern. Erzählen sie mir ein bisschen von der Welt da draussen. Ich habe die letzten Monate im Spital nicht mehr so viel mitbekommen, und dann die ganzen Medikamente. Ich habe viel geschlafen.“

 

Was möchten sie hören , Herr Sandmann? Aus der Gemeinde, aus der Politik, vom Sport?“

 

Wie geht’s bei den Blauen?“, kam überraschend zügig vom Alten. „ Ham sie schon mal wieder gewonnen? Sie sind doch immer auf dem Laufenden, Herr Pfarrer“

 

Simonsen räusperte sich. „ Ja, das ist ein Thema“, er atmete dabei lange aus. „ So richtig fangen die sich im Moment nicht. Da ist seit der Niederlage gegen Schwarz-Gelb fast nur noch Gestochere und Gemurmel auf dem Platz zu sehen. Sicher, eine ellenlange Verletztenliste, aber das Personal hätte zumindest reichen müssen um in Freiburg zu siegen. Stattdessen kamen sie nicht über ein 1:1 hinaus. Es ist irgendwie der Wurm drin. Das nächste wird dann wohl wieder der Trainer sein, der dran glauben muss. Aber ich persönlich halte Raliek für den richtigen Mann. Das ist kein abgebrühter Zocker, sondern einer der das Herz auf dem rechten Fleck hat und der seine Jungs kennt und leiten kann. Aber vielleicht ist er aber auch schon wieder zu weich und sie wissen ja selbst wie es bei den Blauen zugeht. Der Erfolg muss irgendwann her, sonst wird der Druck auf den Trainer im größer.“

 

Der alte Sandmann hatte seinem Pfarrer aufmerksam zugehört und ihn keinen Moment aus den Augen gelassen. Als Simonsen geendet hatte blickte Sandmann etwas flehentlich zur Zimmerdecke, als würde er nach Worten suchen, die dort geschrieben stünden. Seine Zunge benetzte wieder seine Lippen bevor er langsam aber sorgsam sprach: „ Ach Herr Pfarrer, sie sind jung, die Zeiten sind jung, die Mannschaft ist jung. Sie ist immer jung. Nur der Verein ist alt. Älter als ich sogar.“

 

Sandmann lachte wieder so trocken und kurz, was nun aber in ein Husten überging. Es war ein anstrengendes, kraftloses Husten, dass aber nicht so schnell enden wollte.

 

Sie sollten sich nicht überanstrengen“, sagte Simonsen als der Hustenanfall vorbei war. Er stand dabei auf und gab dem alten Mann wieder mit dieser mühsamen Prozedur etwas Wasser zu trinken. „Sie sollten besser schweigen und wir widmen uns ihrer Salbung.“

 

Sandmann ragierte mit einer langsamen Abwehrbewegung seiner rechten Hand, als wolle er eine genauso steinalte Fliege verscheuchen. „ Das machen wir nachher Herr Pfarrer, hören sie mir jetzt noch mal zu.“

 

Es entstand eine Pause in der der Alte seine Kräfte sammelte. Simonsen saß wieder auf seinem Stuhl und der Schatten von Kreuz und Jesus bewegte sich langsam an der Wand über dem Kopfteil des Bettes,

 

Als ich so alt war wie sie Herr Pfarrer“, begann der Alte wieder, nun mit festerer Stimme aber langsam, den Blick an die Zimmerdecke geheftet, „ da war der Verein noch eine Familie. Eine echte Familie, verstehen sie. Alle hielten zusammen. Spieler, Trainer, Zuschauer, Vorstand, wir alle waren der Verein. Wir waren Schalke. Da ging es nicht um das große Geld, da ging es um uns alle. Das könnt ihr euch heute gar nicht mehr vorstellen.“

 

Sandmann drehte leicht den Kopf in seinem Kissen hin und her. Sein Mund bewegte sich tonlos zwischen seinen hohlen Wangenknochen und sein Atem ging flach. Er holte so gut er konnte Luft und fuhr fort. „ Wenn ein Spieler sich verletzt hatte, ich meine so richtig verletzt, wie es früher so war, ein offener Bruch auf dem Spielfeld, wenn man das Geschrei noch lange hörte, weil das Stadion so still geworden war und das Martinshorn danach immer leiser wurde, mit der Entfernung des Krankenwagens, der ins Spital raste, dann lagen Kohlesäcke auf unseren Seelen. Auf uns Allen. Und dann fuhren wir am nächsten Tag ins Krankenhaus und fragten, was wir tun könnten und fuhren zu seiner Familie und brachten Stullen mit und kümmerten uns, verstehn sie, weil es Familie war.“ Der Alte atmete angestrengt flach und schnell. „Da ging es doch gar nicht so unbedingt um Sieg oder Niederlage, es war meine Familie, die sich traf, zu einem Fest, zum sportlichen Ringen in einem Spiel. Und dies Spiel war Fussball. Aber wir brachten auch dem Gegner unsere Ehrerbietung, wir überreichten unseren Wimpel vorm Anstoss, wir klatschten wenn der Gegner gut war. Es waren keine Feinde, die anschließend verdroschen werden mussten. Wir waren eine anständige Familie, Ehrenmänner, verstehen sie Herr Pfarrer?“

 

Sandmanns Hände hatten sich in der Bettdecke verkrampft und seine Augen waren flehentlich auf den Pfarrer gerichtet, als sei der ein ungläubiger Thomas, dem die Wahrheit überbracht werden musste. Der Alte hob sogar leicht den Kopf aus seinem Kissen, obwohl dies eine Riesenanstrengung für ihn bedeuten musste.

 

Und unser Trainer, das war der Mann unseres Vertrauens, der Vater der Mannschaft, der Vater von jedem Spieler, jeder kannte jeden, Vertrauen, verstehen sie?“ Sandmanns weit aufgerissene Augen starrten Simonsen an. „ Wir waren Familie und da passte nichts dazwischen. Einer für Alle, alle für Einen. Das war nicht nur so daher gesagt. Das haben wir Alle gelebt. Und die Jungs, das waren unsere Jungs, unsere Söhne, Söhne aus dem Revier, Steigersöhne von unseren Kumpels, Knappen, die wirklich noch erstmal eine Lehre als Bergmann machen mussten, die wussten wie Kohlestaub schmeckte und wie man sich aufeinander verlassen können musste. Unter Tage und auf dem Spielfeld, verstehn sie das Herr Pfarrer, Familie?“

 

Ein neuer Hustenanfall warf den alten Sandmann zurück in sein Kissen. Plötzlich stand Frau Sandmann neben ihm und tupfte sanft ihrem Mann mit einem feuchten Tuch über die Stirn und beruhigte ihn und sich selbst mit einem leisen, anhaltenden „ Pssssssst...alles gut Walter, alles wird gut....pssssssst“

 

Als der Husten sich gelegt hatte wurde Herr Sandmann ganz ruhig. Seine Frau nahm liebevoll seine Hände und legte sie wieder übereinander auf die Bettdecke. Sie tauchte das Tuch in eine Schale Wasser, die jetzt auf der Kommode stand, wrang das Tuch aus und tupfte mit großer Hingabe abermals über das Gesicht ihres Mannes und über seinen Mund, der sich darunter bewegte als wolle er die Feuchtigkeit aus dem Tuch saugen. „Mein guter Walter“, flüsterte sie dabei zu ihm, „lass die alten Zeiten ruhen. Es geht Alles seinen Gang. Du kannst beruhigt sein.“

 

Pfarrer Simonsen saß auf seinem Stuhl und wohnte all dem mit großer Andacht bei. Es rührte ihn zutiefst wie der Alte seinen beständig weniger werdenden Atem für diesen Lobgesang auf seinen Verein und die alten Zeiten herschenkte. Wie er seine letzten Kräfte aufbot, um die vergangenen Tugenden zu beschwören und in diesem Sterbezimmer noch einmal aufleben zu lassen. Und seine Worte klangen in der nun folgenden Stille nach, wie das Echo eines Schreis der Anklage. Simonsen spürte wie plötzlich eine Gänsehaut seine Arme überzog. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken.

 

Während Frau Sandmann erneut das Tuch in die Schale tauchte und das ausgewrungene Wasser zurückplätscherte, erhob sich Pfarrer Simonsen langsam und holte seine Tasche. Mit konzentrierter Ruhe entnahm er die lila Stola und legte sie sich über die Schultern. Frau Sandmann trat beiseite und verschwand leise aus dem Raum. Der Tod, Gott, der Pfarrer und der Sterbende waren nun unter sich.

 

Simonsen stellte die kleinen Fläschen mit Öl und Wein und die silberne Hostiendose auf dem Nachtisch, neben der familiären Versehgarnitur ab. Die Kerzen brannten ruhig und der flache Atem des Herrn Sandmann wurde von der Stille und der Feierlichkeit des Raumes zugedeckt. Seine Augen waren geschlossen, als lauschte er gebannt den Worten des Pfarrers, der nun dem Alten seine Hand auf die Stirn legte und leise sprach: „ Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenkte er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“

 

Simonsen sah wie Sandmann seine Augen öffnete, leicht den Kopf zu ihm drehte und ihn aus seinen tiefen Augenhöhlen dankbar ansah. Der Pfarrer nahm das Fläschchen mit dem Öl, öffnete den Verschluss und legte den Zeigefinger auf die Öffnung, bevor er das Fläschchen einmal überkopf umdrehte. Mit dem Öl am Finger strich er nun über die Stirn des Alten und sprach dabei deutlich die Worte: „ Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe Dir bei mit der Kraft des heiligen Geistes. Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“

 

Sandmanns Atem verstummte plötzlich. Pfarrer Simonsen rief nach Frau Sandmann, die sofort herbeieilte und von der anderen Bettseite her sich über ihren Mann beugte. Der Alte hustete plötzlich, sein Atem setzte wieder ein, aber diesmal war ein deutliches, metallisches Rasseln zu hören. Frau Sandmann legte ihre Hände auf die ihres Mannes und sah ängstlich, abwechselnd ihn und den Pfarrer an. Simonsen nickte ihr zu und gab ihr so zu verstehen, dass der Zeitpunkt gekommen war. Die Zeit für eine Kommunion würde nicht mehr verbleiben. Der Pfarrer faltete die Hände und sprach leise das Vaterunser. Frau Sandmann sprach es stumm mit, während Tränen aus ihren Augenlidern quollen und über ihre Wangen rannen.

 

.......und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen“

 

Walter Sandmann öffnete in diesem Moment ein letztes Mal die Augen, sah in die seiner Frau, bewegte noch ein letztes Mal den Mund und obwohl keine Stimme sein Wort unterstütze, war deutlich sein „ Danke“ für sie zu vernehmen. Sein letzter Atem war in dieses Wort gelegt und war nicht zum Ton geworden, verließ nur als letzte Luft diesen Körper und trug den Dank in den stillen, zeitlosen Raum davon.

 

Für einen kurzen Moment flackerten alle Kerzen, um sofort wieder zu ihrem ruhigen Scheinen zurückzukehren.

 

Die Menschen im Raum waren erstarrt, wie in Stein gemeisselt. Pfarrer Simonsen, die Stola um den Hals mit gefalteten Händen, Frau Sandmann die Hände ihres Mannes in den ihren und der tote Herr Sandmann, mit starrem Blick und geöffnetem Mund. Die schwarzen Schatten an den Wänden waren das Einzige was sich in dieser Minute des umfassenden Friedens bewegte.

 

Ein laut quietschender Keilriemen unten auf der Strasse zeriss die Stille. In das erstarrte Bild kam Bewegung zurück. Simonsen malte ein Kreuz in die Luft über dem Leichnam und sprach leise dabei vor sich hin und Frau Sandmann schloss mit der flachen Hand die Augen ihres Gatten, drückte ihm sanft die Kinnlade hoch und küsste ihn auf die erkaltenden Lippen.

 

Der Tod hatte seinen Dienst getan und war schon zu seinem nächsten Kunden unterwegs. Gott dagegen war noch anwesend.

 

Zumindest in Gestalt seines Dieners.